Am 19. Oktober 2021 stieg ich morgens kurz vor 6 Uhr in den Flieger nach Sevilla. Vier aufregende Wochen in einem mir zu dem Zeitpunkt noch fremden Land standen mir bevor. Ich war sehr aufgeregt und neugierig darauf was mich hier in Sevilla erwarten wird. Durch die anfänglichen organisatorischen Schwierigkeiten mit meinem Praktikumsbetrieb hatte ich viel Zeit mir die Stadt in Ruhe anzuschauen. Sevilla ist sehr interessant und schön. Was ich besonders spannend fand und mir Spaß machte, war die Aufgabe, die mir CorEdu, meine Entsendeorganisation in Deutschland, für meinen Aufenthalt gegeben hatte.
Ich sollte auf die Nachhaltigkeit in meinem Praktikumsbetrieb und in der Stadt achten.
Hier in Sevilla ist es üblich, sein Gemüse anstatt im Supermarkt in sogenannten 'Fruterías' zu kaufen. Zum einen ist das Gemüse dort günstiger und zum anderen ist alles unverpackt. Das heißt, wer vorausschauend einkaufen geht, kann seine eigenen Beutel etc. mitbringen und zumindest hier unkompliziert Plastikverpackungen vermeiden. Wie regional und ökologisch das Gemüse ist, kann ich noch nicht sagen. Das Bioangebot im normalen Supermarkt ist wesentlich kleiner, als ich es inzwischen von Deutschland gewohnt bin und Plastik zu vermeiden ist kaum bis gar nicht möglich. Dafür gibt es viele kleine Bioläden in der Stadt, die man erst suchen muss, weil sie sehr versteckt sind. Die Mülltrennung ist hier auch nicht unbedingt üblich, soweit ich das beurteilen kann, auch wenn es verschiedene Müllcontainer für Plastik, Glas, Papier und Restmüll gibt. Ich persönlich finde es auch interessant, inwiefern hier Fridays For Future (FFF) aktiv und bekannt ist. Es gibt auch in Sevilla eine Ortsgruppe von FFF, die Demos und andere Aktionen organisiert.
Die Demo, zu der ich ging, fand in einem überschaubaren Rahmen vor dem Gericht Juzgados de Instrucción de Sevilla statt. Ich hoffe, die FFF Demos und Aktionen bekommen in der Zukunft mehr Aufmerksamkeit von der Öffentlichkeit und dass mehr Anwohner dieser schönen Stadt daran teilnehmen, damit auch hier in Spanien der nötige Druck auf die Politik ausgeübt werden kann, um das Pariser Klimaabkommen auch nur annähernd einhalten zu können.
Über meinen Praktikumsbetrieb Mango, das aktuelle Mode in Serienproduktion herstellen lässt und verkauft, dachte ich zuerst, dass ich da nicht wirklich etwas zu dem Thema finden werde, war dann aber positiv überrascht, dass laut dem Etikett die meisten Jeans-Modelle aus 'sustaineble cotton' und wenige wohl auch aus recycelten Materialien bestehen. Auch wenn ich ehrlich gesagt daran zweifle, wie nachhaltig die Baumwolle ist und wie viel tatsächlich recycelt wurde, sieht man daran, dass auch der Trend in der Fast Fashion Branche sich langsam Richtung Nachhaltig ändert. Das halte ich persönlich für eine positive Entwicklung (die, zumindest aktuell, leider nicht schnell genug passiert und trotzdem noch zu wenig ist, um das 1,5°C Ziel zu erreichen). Andererseits wird dann trotzdem jedes Kleidungsstück einzeln in Plastik verpackt. Ich denke, dass die Marke Mango als zweit größtes Modeunternehmen in Spanien leider nicht mal annähernd alle Möglichkeiten ausschöpft, um das Unternehmen nachhaltig zu gestalten.
Nachhaltigkeit ist ein Thema, das mich in Deutschland schon beschäftigte. Um so interessanter finde ich es, die Stadt Sevilla auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu betrachten und kennenzulernen.
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